Der Brandschutzbeauftragte – Erstellung und Überwachung des Brandschutzkonzepts

Techniker prüft zwei rote Feuerlöscher im Gebäude | Sachverständiger Löschanlagen

In der heutigen Geschäftswelt steht der Erfolg eines Unternehmens nicht nur im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Leistung und Innovation, sondern untrennbar auch mit dem verantwortungsvollen Umgang mit Risiken. Ein zentrales und oft existenzielles Risiko stellt dabei die Gefahr eines Brandes dar. Ein umfassendes Sicherheitsmanagement muss daher weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen und eine gelebte Kultur der Prävention etablieren. Dies ist besonders wichtig, da die Folgen eines Brandes, von Personenschäden über Betriebsunterbrechungen bis hin zum Verlust unwiederbringlicher Vermögenswerte, katastrophal sein können. Um diese Herausforderungen professionell und systematisch zu bewältigen, ist in vielen Unternehmen die Bestellung eines Brandschutzbeauftragten unerlässlich. Diese Funktion bildet das Bindeglied zwischen der Unternehmensleitung, den Mitarbeitern und externen Experten und sorgt für die praktische Umsetzung der Brandschutzziele im täglichen Betrieb.

Die zentrale Rolle des Brandschutzbeauftragten

Der Brandschutzbeauftragte (BSB) ist die vom Arbeitgeber bestellte fachkundige Person, die das Unternehmen in allen Fragen des Brandschutzes unterstützt und berät. Seine Funktion ist nicht nur gesetzlich relevant, sondern vor allem organisatorisch notwendig, um die komplexen Anforderungen des vorbeugenden Brandschutzes zu koordinieren. Die Aufgaben reichen von der Erstellung und Aktualisierung der Brandschutzordnung bis hin zur Organisation von Evakuierungsübungen und der Überprüfung von Brandschutzeinrichtungen. Der BSB fungiert als Initiator und Kontrolleur, der dafür sorgt, dass die Brandschutzmaßnahmen nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch im Betriebsalltag konsequent angewendet werden. Er muss stets über den aktuellen Stand der Technik und die geltenden Vorschriften informiert sein, um die Unternehmensleitung kompetent beraten und notwendige Anpassungen rechtzeitig einleiten zu können. Nur durch seine ständige Präsenz und Aufsicht wird der Brandschutz zu einem kontinuierlichen Prozess und nicht zu einer einmaligen Aktion.

Rauchmelder löst unter Holzdecke bei Qualm Alarm aus | Sachverständiger Löschanlagen

Erstellung und Pflege des Brandschutzkonzepts

Das Brandschutzkonzept ist das strategische Fundament für die gesamte Brandschutzorganisation eines Unternehmens. Es definiert die baulichen, technischen und organisatorischen Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Schutzziele (Personenrettung, Sachwertschutz, Betriebssicherheit) zu erreichen. Die Aufgabe des Brandschutzbeauftragten beginnt oft bereits bei der Analyse der betriebsspezifischen Risiken, wie beispielsweise vorhandene Brandlasten, spezielle Produktionsprozesse oder die Lagerung von Gefahrstoffen. Darauf aufbauend wirkt er aktiv an der Erstellung des Konzepts mit oder übersetzt die Vorgaben externer Brandschutzplaner in praktikable Arbeitsanweisungen für die Belegschaft. Nach der Implementierung ist der BSB für die ständige Überwachung und Pflege des Konzepts verantwortlich. Dies beinhaltet die regelmäßige Kontrolle, ob alle baulichen und technischen Anlagen funktionsfähig sind und ob die organisatorischen Abläufe (z.B. Freihalten von Fluchtwegen) eingehalten werden.

Technische Prüfungen und die Rolle externer Experten

Die technische Ausstattung, die den Brandschutz gewährleistet, ist umfangreich und komplex. Sie umfasst Brandmeldeanlagen, Löschanlagen, Rauchabzugssysteme und Feuerlöscher. Die Verantwortung des Brandschutzbeauftragten erstreckt sich auf die Organisation und Dokumentation der regelmäßigen Prüfungen dieser Systeme. Er koordiniert die notwendigen Wartungsarbeiten und sorgt dafür, dass alle gesetzlich vorgeschriebenen Fristen eingehalten werden. Bei komplexen Systemen, wie automatischen Sprinkler- oder Gaslöschanlagen, ist die Expertise von hochspezialisierten externen Prüfern gefragt. Um die Wirksamkeit und die vorschriftsmäßige Ausführung dieser Anlagen zu gewährleisten, muss das Unternehmen regelmäßig einen Sachverständiger für Löschanlagen beauftragen (https://stieler-ing.de/sachverstaendiger-loeschanlagen/). Dieser Experte überprüft die Anlagen unabhängig, stellt die Konformität mit den Normen sicher und liefert dem Brandschutzbeauftragten die notwendigen Prüfberichte als Nachweis der Funktionssicherheit. Der BSB integriert diese Ergebnisse in die Gesamtdokumentation und leitet gegebenenfalls notwendige Korrekturmaßnahmen ein.

Rechtliche Aspekte und Haftungssicherheit

Der Brandschutzbeauftragte spielt eine entscheidende Rolle bei der Minimierung der Haftungsrisiken für die Unternehmensleitung. Die Bestellung eines BSB ist in vielen Sonderbauten oder bei erhöhter Brandgefahr obligatorisch und zeugt von der organisatorischen Sorgfalt des Unternehmers. Er unterstützt die Geschäftsführung bei der Erfüllung ihrer sogenannten Betreiberpflichten, indem er die Einhaltung aller brandschutzrechtlichen Vorgaben überwacht und dokumentiert. Bei einem Brandereignis kann die lückenlose Dokumentation der Überwachungs- und Prüftätigkeiten durch den BSB ein wichtiger Nachweis für die Erfüllung dieser Pflichten sein und somit die Geschäftsleitung vor straf- oder zivilrechtlichen Konsequenzen schützen. Ein fehlendes oder mangelhaft umgesetztes Brandschutzkonzept kann hingegen zur Kürzung von Versicherungsleistungen oder sogar zur Verweigerung der Zahlung führen, was die Relevanz der präventiven Arbeit des BSB zusätzlich unterstreicht.

Ein Blick in die Praxis des Brandschutzes

Frank Schulze, 56, ist seit über zwanzig Jahren als Brandschutzbeauftragter in einem Logistikzentrum tätig.

Welches sind die größten organisatorischen Herausforderungen für einen Brandschutzbeauftragten?

„Die größte Herausforderung ist oft, das Brandschutzbewusstsein im Alltag hochzuhalten. Brandschutz wird schnell als lästig empfunden, wenn es keine akute Gefahr gibt. Meine Aufgabe ist es, ständig präsent zu sein, die Regeln zu kommunizieren und gleichzeitig darauf zu achten, dass beispielsweise Fluchtwege nicht durch Waren verstellt werden, ohne dabei die Produktionsabläufe zu behindern.“

Wie wichtig ist die Unterstützung durch die Unternehmensleitung für Ihre Arbeit?

„Die Unterstützung ist fundamental. Ohne das klare Commitment der Geschäftsführung und die Bereitstellung der notwendigen Ressourcen (Zeit und Budget) ist effektiver Brandschutz unmöglich. Ich brauche die Rückendeckung, um auch unbequeme Entscheidungen durchzusetzen, denn es geht letztlich um die Sicherheit aller Mitarbeiter und die Existenz des Unternehmens.“

Was kontrollieren Sie bei Ihren regelmäßigen Begehungen am häufigsten?

„Ich kontrolliere ständig die Freihaltung der Flucht- und Rettungswege, die Funktionsfähigkeit der Brandschutztüren, die Zugänglichkeit der Feuerlöscher und die allgemeine Ordnung und Sauberkeit, insbesondere in Lagerbereichen. Dort, wo Unordnung herrscht, steigt die Brandlast und das Risiko eines Entstehungsbrandes.“

Welche Bedeutung hat die Brandschutzordnung für die Belegschaft?

„Die Brandschutzordnung ist die praktische Handlungsanweisung. Sie übersetzt die komplexen Konzepte in einfache Regeln für jedermann. Der wichtigste Teil ist der Verhaltensteil, der klar festlegt, wie sich jeder Mitarbeiter im Brandfall zu verhalten hat – von der Alarmierung bis zur Evakuierung.“

Wie gehen Sie mit sich ändernden Bauvorschriften oder Technologien um?

„Ständige Weiterbildung ist Pflicht. Ich muss aktuelle Normen und Gesetze kennen, um das Brandschutzkonzept proaktiv anpassen zu können. Wenn neue Technologien wie beispielsweise automatische Regalbediengeräte eingeführt werden, muss ich sofort prüfen, welche brandschutztechnischen Anpassungen das für die Löschanlagen und die Brandlast bedeutet.“

Gibt es einen speziellen Tipp, den Sie neuen Brandschutzbeauftragten geben können?

„Seien Sie hartnäckig, aber bleiben Sie zugänglich. Versuchen Sie, die Mitarbeiter nicht nur mit Verboten zu konfrontieren, sondern Brandschutz als Service zu vermitteln. Zeigen Sie auf, warum jede Maßnahme einen direkten Nutzen für die Sicherheit aller hat. Das schafft Akzeptanz und eine bessere Zusammenarbeit.“

Ich danke Ihnen für diese wertvollen und praxisnahen Einblicke.

Brandschutzordnung, Rauchmelder und Bauplan im Überblick | Sachverständiger Löschanlagen

Mehr als nur Vorschrift

Die Bestellung eines Brandschutzbeauftragten ist eine der klügsten Investitionen in die betriebliche Sicherheit und Existenz eines Unternehmens. Er ist der Motor und Koordinator des vorbeugenden Brandschutzes. Seine Fachkenntnis gewährleistet, dass das Brandschutzkonzept nicht nur den gesetzlichen Normen entspricht, sondern auch auf die individuellen Risiken des Betriebs zugeschnitten ist und in der Praxis funktioniert. Durch seine Schulungs- und Überwachungstätigkeit trägt er direkt zur Bewahrung von Menschenleben und zur Sicherung der Vermögenswerte bei. Der Brandschutzbeauftragte transformiert eine gesetzliche Pflicht in eine gelebte Kultur der Sicherheit, die maßgeblich zur Resilienz des gesamten Unternehmens beiträgt.

Bildnachweise:

Eakrin – stock.adobe.com

mpix-foto – stock.adobe.com

maho – stock.adobe.com

Scroll to top